Herzlich Willkommen bei Horizont Bipolar – Von Betroffenen für Betroffene.
In diesem Blog Beitrag werde ich über alles schreiben was du über die Warnsignale und die Früherkennung von Phasen wissen solltest. Und ich werde dich darüber informieren wie du dich optimal auf etwaige Phasen vorbereiten kannst.
Mein Name ist René, ich bin Bipolar Typ 1. Vielen Dank fürs lesen.
Im letzten, außerordentlich wichtigen und wertvollen Blog Beitrag, Phasen aktiv verhindern, habe ich darüber geschrieben wie wir Phasen vermeiden und keine unnötigen Phasen provozieren. Ich habe die positiven Faktoren und Verhaltensweisen die uns vor Phasen schützen können ausführlich beschrieben. Ebenso habe ich über die Risikofaktoren aufgeklärt die Phasen auslösen können.
Ich habe ein schönes Zitat von einem leider Unbekannten Verfasser gefunden.
Die bipolare Störung ist ein ständiger Kampf, aber ich lerne jeden Tag, dass ich stärker bin als meine Krankheit.
Und wenn wir das Leben mit der bipolaren Störung mit einem Kampf vergleichen möchten, in welchem uns diese tückische Erkrankung immer wieder mit Raketen beschießt. Dann benötigen wir ein Radar um Sie aufzuhalten und das ist die Früherkennung.
FRÜHERKENNUNG
Durch die Früherkennung können Symptome der bipolaren Störung frühzeitig erkannt und behandelt werden, bevor sich diese verschlimmern. Eine frühe Behandlung kann dazu beitragen den Verlauf der Erkrankung zu mildern und schwerwiegende Phasen zu verhindern. Dies trägt dazu bei Krankenhausaufenthalte zu vermeiden, die negativen Auswirkungen der Phasen zu reduzieren und im Alltag funktionsfähig zu bleiben.
Die Warnsignale der Manie
o Gesteigerte Energie
o Gefühl von Euphorie
o Verminderter Schlafbedarf
o Übersteigertes Selbstbewusstsein
o Gesteigerte Aktivität
o Reizbarkeit
o Rasende Gedanken
o Gedankensprünge
o Rededrang
o Gesteigerte Leistungsfähigkeit
o Gesteigerte Kreativität
o Konzentrationsprobleme
o Erhöhter Sexualtrieb
o Impulsives Verhalten
Die Warnsignale der Depression
o Anhaltende Traurigkeit
o Verlust des Interesses an Aktivitäten
o Schlafstörungen
o Energiemangel und erhöhte Müdigkeit
o Verminderte Konzentration und Entscheidungsfindung
o Appetitveränderungen
o Vermindertes Selbstbewusstsein
o Übermäßige Schuldgefühle
o Sozialer Rückzug und vermehrte Isolation
o Körperliche Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen
o Reizbarkeit und Unruhe
o Sexuelles Desinteresse
Es gibt viele Warnsignale, aber diese zu erkennen ist bei unserem Gefühlskarussell nicht immer einfach. Schließlich sind die Warnsignale der beiden Phasen je beinahe vollständig gegensätzlich. Ob wir uns aktuell in einer stabilen, also gesunden Phase befinden ist daher oftmals schwer einzuordnen. Ich werde zum Beispiel bei einem deutlich gesteigerten Antrieb und dem starken Bedürfnis an Aktivitäten hellhörig. Aber der Schlaf ist für mich das eindeutigste Anzeichen. Wenn ich nicht schlafen kann oder will und dadurch nachts im Haus herumgeistere und Musik höre, weiß ich, dass sich eine Manie anbahnt. Bei den depressiven Warnsignalen ist es für mich etwas schwieriger. Wenn ich meine typischen Nacken- und Kopfschmerzen bekomme weiß ich sofort, dass ich mich auf einem depressiven Level bewege. Auch durch sozialen Rückzug, Entscheidungsfindungsprobleme oder dem Verlust des Interesses an Aktivitäten kann ich die Depression frühzeitig erkennen, wenn ich achtsam bin.
Selbstbeobachtung
Nimm dir regemäßig Zeit um über deine Gefühle, Gedanken und Handlungen nachzudenken und zu reflektieren. Du kannst ein Tagebuch über deine Stimmungen, Aktivitäten und dein Schlafverhalten führen um Änderungen und Auffälligkeiten zu bemerken. Das funktioniert auch mit verschiedenen Stimmungskalender Apps und Online-Tools welche dir zudem eine visuelle Darstellung und damit einen besseren Überblick wie ein herkömmliches Tagebuch bieten.
Psychiater
Regelmäßige Besuche sind nicht nur wegen des Medikamentenmanagements sehr wichtig. Der Psychiater kann dir in einem offenen Gespräch helfen, Veränderungen in deiner Stimmung oder Muster in deinen Stimmungsschwankungen zu erkennen die auf eine beginnende Episode hinweisen könnten.
Angehörige
Die Angehörigen sollten unsere Frühwarnzeichen kennen. Entweder Sie eignen sich dieses Wissen selbst an oder wir selbst klären Sie darüber auf. Im besten Fall aber beides. Wenn unsere Angehörigen darauf achten werden wir die eine oder andere Phase womöglich frühzeitig erkennen und damit gröberes verhindern können. Wichtig ist, dass die Angehörigen hierbei Ihr Wissen einsetzten und sich sensibel verhalten. Denn wenn die Sensibilität oder das Wissen fehlt, dann wird der Betroffene schnell bei jeder Gelegenheit als manisch abgestempelt. Es kann als Betroffener sehr frustrierend sein wenn man nach einer düsteren Depression endlich wieder einmal lacht und prompt als manisch diagnostiziert wird.
Ich wurde einmal gefragt ob ich wieder manisch bin, weil ich an einem heißen Sommertag drei Dosen Cola getrunken habe. Zugegebenermaßen es ist nicht sehr gesund aber krank oder verrückt ist es auch nicht.
VORBEREITUNG
Wenn wir die Maßnahmen zur Früherkennung in unserem Bewusstsein tief verankert haben und auch so umsetzten haben wir gute Chancen ankommende Phasen teilweise abzuwenden oder abzumildern. Dennoch kann es zu weiteren Phasen kommen. Phasen die wir womöglich nicht beeinflussen und damit verhindern oder abmildern können. Durch schweren emotionaler Stress wie durch den plötzlichen Tod eines geliebten Menschen, eine unschöne Scheidung oder den Arbeitsplatzverlust können uns in eine Phase katapultieren und darauf sollten wir bestmöglich vorbereitet sein.
Behandlungsplan
Wenn nicht ohnehin schon geschehen solltest du mit deinem Psychiater einen Behandlungsplan für eine aufkommende Phase vereinbaren. Wenn sich zB. eine manische Phase anbahnt musst du wissen welche Medikamente du in welcher Dosierung einnehmen musst und auch welche Medikamente du ggfs. weglassen musst, wie in diesem Beispiel Antidepressiva.
Angehörige
Angehörige und vor allem der Partner sollten sich nicht nur über die Frühwarnzeichen informieren, Sie sollten sich intensiv mit der Erkrankung beschäftigen. Hierfür empfehlen sich, nachdem ein allgemeines Grundwissen vorhanden ist, meiner Meinung nach Betroffenen Bücher am besten, da die Angehörigen dadurch auch einen besseren Einblick in die Gefühlswelt des Betroffenen erhalten. Sie lesen darüber welche Verzweiflung eine schwere Depression bedeutet und wie untypisch und kompromisslos wir uns während einer Manie verhalten können. Dies kann das Einfühlungsvermögen während einer Depressiven Phase genauso wie die Akzeptanz und das Verständnis in und nach einer manischen Phase steigern.
Finanzen
Während einer manischen Phase können die Finanzen ganz schön in Mitleidenschaft gezogen werden. Es gibt aber einige Möglichkeiten dem Vorzubeugen. Wie zB. mit einer gemeinsamen Kontoverwaltung mit einem vertrauenswürdigen Familienmitglied oder Angehörigen, Täglichen Ausgabelimits, die Sperrung bestimmter Transaktionen, ein Treuhandkonto oder auch ein Notfallfonds. Ich würde dir empfehlen dies einfach offen mit deinem Bankbetreuer zu besprechen.
Psychiater
Wenn du feststellst, dass du am Beginn einer Phase stehst, empfehle ich dir dringend als allererstes deinen Psychiater zu kontaktieren und einen möglichst raschen Termin zu vereinbaren. Neben der medikamentösen Unterstützung, kann er dich auch Therapeutisch Unterstützen und dir Empfehlungen geben wie du am besten mit dieser Situation umgehen sollst um deine Symptome möglichst zu mildern.
Angehörige sollten die Kontaktinformation des Psychiaters unbedingt kennen um zB. in einer akuten Krise sofortige Hilfe und Anleitung zu erhalten, eine Klinikeinweisung zu besprechen und zu organisieren oder auch um einfach einen Termin für den Betroffenen zu vereinbaren, der das aktuell nicht möchte oder schlichtweg nicht kann.
Klinikeinweisung
Die Klinikeinweisung auf freiwilliger Basis ist jederzeit möglich. Eine unfreiwillige Einweisung kann nur durchgeführt werden, wenn eine unmittelbare Gefahr für das Leben oder die Sicherheit des Betroffenen oder anderer besteht. Dein Psychiater kann die Klinikeinweisung zu den vorher genannten Gründen ebenfalls veranlassen.
In weiser Voraussicht auf eine nötige, zukünftige Klinikeinweisung ist eine Vereinbarung mit seinen Angehörigen zu treffen eine gute Idee. Die Frage ist nur ob der manische Betroffene sich in seinem Zustand an die Vereinbarung hält oder nicht. In diesen Fällen halte ich einen gemeinsamen Termin mit dem Psychiater am besten.
Sicherheitsvorkehrungen
Menschen mit psychischen Krankheiten, wie auch der bipolaren Störung, werden nicht selten mit einem Waffen- und Munitionsverbot beleg. Eine reine Sicherheitsvorkehrung, die nicht zuletzt dem Schutz vor uns selbst dient.
Denn während einer schweren Depressiven Phase eine geladene Waffe griffbereit zu Hause zu haben ist ganz offensichtlich eine schreckliche Idee.
Aber auch Medikamente die in hohen Dosierungen tödlich sein könnten haben im Haushalt eines schwer depressiven Menschen nichts zu suchen, zumindest nicht in einer toxischen Menge. Im Idealfall sollte dies ein Angehöriger kontrollieren.
VERABSCHIEDUNG
Ich hoffe dieser Beitrag hilft dir dabei in Zukunft noch besser vorbereitet zu sein.
Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit.
Bleib stark!
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